Die Pflege des Tracheostomas und die Reinigung der Trachealkanüle tragen entscheidend zum Wohlbefinden und der Gesundheit der Patienten bei. Ein besonderes Augenmerk bei der Tracheostomapflege liegt auf der Erhaltung einer intakten peristomalen (stomaumgebenden) Haut sowie der effektiven Vermeidung von Infektionen. Um diese Ziele zu erreichen, sind präzise pflegerische Maßnahmen erforderlich, die maßgeblich von der Art des angelegten Tracheostomas und den verwendeten Produkten abhängen.1
In diesem Blogbeitrag bieten wir Ihnen einen Überblick über die Standards im Rahmen der Tracheostomaversorgung und geben hilfreiche Tipps, um Komplikationen bei der täglichen Versorgung von Tracheostomapatienten zu vermeiden.
Die Tracheotomie gehört im Jahr 2024 deutschlandweit zu den Routineeingriffen. Die Art der durchgeführten Operation sowie der individuelle Heilungsfortschritt haben einen direkten Einfluss auf den Pflegeaufwand und die Auswahl geeigneter Hilfsmittel. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Wahl der Trachealkanüle, da sowohl die Größe als auch die Art der Kanüle den Atemwegswiderstand beeinflussen.1 Eine große Produktvielfalt im Bereich der Trachealkanülen ermöglicht es, anatomische Besonderheiten bei Patienten zu berücksichtigen. In der Reinigung und Pflege sind die Herstellerangaben der Medizinprodukte und Hilfsmittel zu beachten.
Tracheostomapatienten benötigen häufig eine intensive Pflege und Überwachung, die entweder in spezialisierten Einrichtungen im Rahmen der Intensiv- oder Palliativpflege oder im häuslichen Umfeld durch geschultes Fachpersonal erfolgen. Mobile Patienten mit einem Tracheostoma können die Pflege und Reinigung des Tracheostomas selbst übernehmen. Zur Unterstützung der Eigenversorgung stehen den Patienten Stomatherapeuten zur Seite.1
Im Rahmen der Atemwegssicherung gibt es verschiedene Techniken zur Anlage eines Tracheostomas, wobei die chirurgische Tracheotomie und die perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) die gängigsten Verfahren sind.
Bei der chirurgischen Tracheotomie wird ein direkter Schnitt in die Trachea vorgenommen, um eine stabile Öffnung zu schaffen. Diese Methode erfordert in der Regel einen operativen Eingriff im OP und ist im Anschluss mit einer intensiven Wundversorgung verbunden.
Im Gegensatz dazu ist die perkutane Dilatationstracheotomie eine weniger invasive Technik, die oft direkt am Patientenbett durchgeführt wird. Hierbei wird die Trachea mithilfe von speziellen Dilatatoren durch die Haut aufgedehnt, ohne dass eine umfassende chirurgische Bearbeitung notwendig ist.
Während die chirurgische Technik häufig bei schwereren Erkrankungen mit Langzeitversorgung zum Einsatz kommt, wird die PDT in intensivmedizinischen Settings verwendet, wo schnelle und effektive Interventionen gefragt sind.3,4
Im klinischen Alltag hat sich zudem folgende Einteilung eines Tracheostomas etabliert:
Das Ziel der Tracheostomapflege ist, das Tracheostoma sauber und trocken zu halten, um Hautirritationen und -läsionen vorzubeugen. Bei Patienten nach einer Tracheotomie besteht zudem ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Pneumonie. Durch das Tracheostoma gelangen Bakterien und andere Mikroben über den verkürzten Zugang einfacher zur Lunge. Eine sorgfältige Pflege und Hygiene nach festgelegten Intervallen sind vor allem bei einem frisch angelegten Tracheostoma – von entscheidender Bedeutung für eine komplikationslose Heilung und für die Vermeidung von Infektionen.1,
Entdecken Sie unsere Videoanleitungen zur Pflege eines Tracheostomas. Schritt für Schritt erklären wir die täglichen Routineaufgaben – vom Wechseln der Trachealkompresse und des Kanülenbands bis hin zur Reinigung der Innenkanüle mithilfe verschiedener Techniken.
Speichel und Bronchialsekret können rund um das Tracheostoma Mazerationen auslösen. Aus diesem Grund muss die Haut rund um das Tracheostoma stets trocken gehalten werden. Die aus fusselfreiem und saugfähigem Material bestehenden Kompressen nehmen das aus dem Tracheostoma austretende Sekret auf. Zudem bildet die Trachealkompresse ein schützendes Polster zwischen Tracheostoma und Trachealkanüle.
Eine spezielle Aluminium- oder Kunststoffbeschichtung verhindert ein Verkleben mit der Haut. Durch einen optionalen Schlitz zwischen Öffnung und dem Kompressenrand ist der Wechsel der Kompresse auch bei eingelegter Trachealkanüle möglich. Ein frisch angelegtes Tracheostoma muss mit einer sterilen Trachealkompresse versorgt werden, damit die Wunde komplikationslos heilen kann.1
Das Kanülenband sichert die stabile Position der Trachealkanüle. Auf dem Markt sind verschiedene Arten von Tragebändern erhältlich, die in ihrer Breite und Beschaffenheit variieren. Von einfachen, einteiligen Klettbändern bis hin zu weich gepolsterten, zweiteiligen Bändern mit Haken- oder Klettverschluss – jede Variante hat spezifische Vorteile. Insbesondere zweiteilige Bänder sind für Patienten empfehlenswert, die sich selbst versorgen, da sie eine individuellere Anpassung und komfortable Handhabung erlauben.
Der Wechsel des Kanülenbands sollte regelmäßig erfolgen, insbesondere bei sichtbaren Verschmutzungen durch Sekret. Die Wechselintervalle können je nach Bedarf stark variieren, von einmal täglich bis zu einmal wöchentlich.1
Damit der Patient frei atmen kann, gehört die Reinigung der Trachealkanüle zum täglichen Pflegeprogramm. Hersteller der Trachealkanülen geben ein Intervall vor, wann die Kanüle gereinigt, gewechselt oder ausgetauscht werden muss. Ein zu häufiger Wechsel ist jedoch zu vermeiden, da die Prozedur für betroffene Patienten unangenehm und belastend sein kann. Aus diesem Grund kommen im außerklinischen Bereich hauptsächlich zweiteilige Systeme mit Innenkanüle zum Einsatz.
Einteilige Trachealkanülen sind als eine Komponente konzipiert und bieten den Vorteil einer einfachen Handhabung, da der gesamte Kanüleneinsatz in einem Stück vorliegt. Diese Kanülen erfordern beim Wechseln oder Reinigen eine vollständige Entfernung, was zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen kann.1
Im Gegensatz dazu bestehen zweiteilige Trachealkanülen aus einer Außenkanüle und einer Innenkanüle. Diese Konstruktion ermöglicht es Pflegekräften, die Innenkanüle unabhängig von der Außenkanüle zu reinigen oder auszutauschen. Dies verbessert nicht nur die Effizienz der Pflege, sondern sorgt auch für eine erhöhte Sicherheit im Sekretmanagement. Bei spontan atmenden Patienten kann zudem auf ungeblockte Trachealkanülen zurückgegriffen werden, während bei invasiv beatmeten Patienten die Verwendung geblockter Trachealkanülen mit Cuff erforderlich ist. Der Cuff verhindert das seitliche Entweichen der Atemgase, während er gleichzeitig das Risiko einer Aspiration durch Speise- oder Speichelreste verringert.1
Hinweis: Der Cuff bietet keinen absoluten Schutz vor Aspiration. Für Patienten mit einer geblockten Kanüle ist die Verfügbarkeit eines Cuffdruckmessgeräts sowohl im klinischen als auch im ambulanten Bereich notwendig. Der Cuffdruck muss mindestens dreimal am Tag mit einem Cuff-Druck-Manometer kontrolliert werden. Auch nach jeder Manipulation an der Kanüle (Kompresse wechseln, oder auch Lagerung des Patienten etc.) ist der Cuffdruck zu kontrollieren, was mit dem Tracoe Smart Cuff Manager erleichtert wird. Eine kontinuierliche Überwachung und Regulierung des Innendrucks von High Volume Low Pressure Cuffs ist mit dem Tracoe Smart Cuff Manager möglich.
Die Schleim- und Sekretbildung der Lunge und der Luftröhre ist ein natürlicher Prozess, um die eingeatmete Luft zu reinigen und die Atemwege zu befeuchten. Bei tracheotomierten Patienten ist die Atmung umgeleitet und die Funktionen der Nase außer Kraft gesetzt, wodurch die Sekretproduktion meist erhöht ist. Da die Kanüle das Tracheallumen stark verkleinert, ist die Absaugung der Trachealkanüle ein notwendiger Vorgang, damit Patienten leichter atmen können.1
Es gibt Kanülen, die bereits mit einer subglottischen Absaugvorrichtung ausgestattet sind, wodurch Sekretansammlungen im subglottischen Raum optimal abgesaugt werden können. Dies hat den Vorteil, dass die Gefahr einer Aspiration und der Übertritt von kontaminiertem Sekret in die unteren Atemwege vermindert wird. Mit diesen Trachealkanülen ist auch ein „Sprechen unter Beatmung“ trotz geblockter Kanüle, die so genannte Above Cuff Vocalisation, möglich.
1. Der Rand des Tracheostomas sollte möglichst trocken sein, um Hautirritation und Entzündungen zu vermeiden.3
2. Eine Trachealkompresse muss fusselfrei sein. Es besteht sonst die Gefahr, dass kleine Partikel eingeatmet werden. Schneiden Sie deshalb nie eine Trachealkompresse mit der Schere ein. Benutzen Sie niemals eine Mullkompresse als Trachealkompresse.1
3. Reinigungsflüssigkeiten dürfen nicht in das Tracheostoma gelangen, um eine Aspiration zu verhindern.1
4. Bei erhöhter Sekretbildung und Hautreizung kann ein Hautbarriereschutz rund um das Tracheostoma hilfreich sein. Die schnell trocknende Flüssigkeit bildet einen dünnen Schutzfilm zwischen gesäuberter Haut und Kompresse.
5. Bei der Reinigung einer Tracheal- und/oder einer Innenkanüle unter fließendem Wasser immer von der Kanülenspitze Richtung Kanülenschild bürsten. Der Cuff darf nicht mit gebürstet werden.
6. Die Innenkanüle muss mindestens einmal täglich gereinigt bzw. gewechselt werden. Bevor die Innenkanüle zur Reinigung herausgenommen wird, muss der Patient abgesaugt werden. Der Wechsel der Trachealkompresse sollte erst nach dem Wiedereinsetzen der Innenkanüle erfolgen. Dadurch wird eine Durchnässung der frischen Kompresse während des Wechselvorgangs vermieden.3
7. Trachealkanülen müssen nach der Reinigung und Desinfektion trocken, lichtgeschützt, staubfrei, abseits von Wärmequellen wie Sonnenlicht oder Heizungen aufbewahrt werden.1
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Referenzen
1. BVMed Informationsbroschüre (2017). Empfehlung für die Versorgung von tracheotomierten Patienten. https://www.bvmed.de/verband/publikationen/fachbroschueren/empfehlung-tracheotomieversorgung-2017
2. Galleé, V. (2023). Tracheostoma-Pflege: Herausforderungen und Chancen für Pflegekräfte. AHOP-News. https://www.medmedia.at/ahop/tracheostoma-pflege-herausforderungen-und-chancen-fuer-pflegekraefte/
3. Häusermann, S. et al. (2024). Pflege von Patientinnen und Patienten mit Tracheostoma. In P. Jahn et al. (Hrsg.), Onkologische Krankenpflege (S. 580-592). Springer.
4. Schneider-Stickler, B. und Kress, P. (Hrsg.) (2018).Tracheotomie und Tracheostomaversorgung: Indikationen, Techniken & Rehabilitationen. Springer.
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