Die pulmonale Gesundheit ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität von Patienten. Insbesondere nach einer Laryngektomie stehen diese Patienten vor erheblichen Herausforderungen und Veränderungen. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die vier Säulen der pulmonalen Gesundheit und untersuchen die Rolle des HMEs (Heat and Moisture Exchanger) sowie die Bedeutung des Geruchssinns, der bei vielen Patienten durch die Laryngektomie beeinträchtigt ist.
Die Bedeutung des Atmens kann nicht genug betont werden. Schon Hippokrates, der als „Vater der Medizin“ gilt, stellte fest, dass „die Luft, die wir atmen, das Leben selbst ist“. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit, die pulmonale Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Ein gesundes Riechvermögen spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle, da es nicht nur Genuss durch Düfte ermöglicht, sondern auch als Frühwarnsystem für gesundheitliche Probleme dient.
Die pulmonale Gesundheit basiert auf vier wesentlichen Säulen:
Ein niedriger Atemwegswiderstand ist entscheidend, um die Atmung effizient zu gestalten und die Luft ungehindert in die Lunge zu leiten. Patienten nach einer Laryngektomie berichten häufig von erhöhtem Atemwiderstand, was das Atmen erschwert und die Lebensqualität beeinträchtigt.
Die Luft, die wir atmen, muss ausreichend befeuchtet werden, um die Schleimhäute in den Atemwegen zu schützen und die Funktion der Zilien zu unterstützen. Hier kommen HME ins Spiel, die dafür sorgen, dass die Atemluft die richtige Temperatur und Feuchtigkeit aufweist.
Es ist wichtig, dass die Luft auf Körpertemperatur erwärmt wird, um einen optimalen Gasaustausch in den Lungenbläschen zu ermöglichen. Eine unzureichende Temperierung kann zu Atemwegserkrankungen führen und die Genesung nach einer Laryngektomie beeinträchtigen.
Schadstoffe und Mikroben sollten durch die Nasenschleimhaut und die Atemwege gefiltert werden, um Atemwegserkrankungen vorzubeugen. Nach einer Laryngektomie ist die Filterfunktion der Atemwege beeinträchtigt, was das Risiko von Infektionen erhöht.
Der HME (Heat and Moisture Exchanger) spielt eine zentrale Rolle in der pulmonalen Rehabilitation nach einer Laryngektomie. Es sorgt nicht nur für eine effektive Befeuchtung der Atemluft, sondern trägt auch zur Verbesserung des Atemwiderstands bei. Der HME übernimmt die Funktion der Nase nach der Laryngektomie. Der in Kalziumchlorid getränkte Filter speichert Wärme und Feuchtigkeit der ausgeatmeten Luft und gibt diese an die eingeatmete Luft ab. Je gröber das Maschenbild des Filters, desto geringer der Atemwiderstand. Bei feineren Maschen ist der Widerstand zwar höher, aber die Befeuchtung wird ebenfalls intensiviert.
Viele Patienten berichten jedoch von Einschränkungen im Alltag, die anfangs durch das Tragen eines HME entstehen können. Durch die Verbesserung der Zilienfunktion kann es zu vermehrtem Abhusten von Sekret kommen. Es ist wichtig, eine individuelle und optimale HME-Tag- und Nachtroutine zu entwickeln, um den Patienten zu helfen, die Vorteile des HMEs zu nutzen, ohne sich überfordert zu fühlen. Dabei ist die Wahl des passenden HMEs entscheidend. Je aktiver der Patient ist, desto geringer sollte der Atemwiderstand sein, um auch bei körperlicher Aktivität eine gute Atmung zu ermöglichen. Bei geringerer körperlicher Aktivität ist eine stärkere Befeuchtung für eine optimale pulmonale Rehabilitation empfehlenswert. Eine Studie von Ward et al. (2023) zeigte, dass eine angepasste Tag-Nacht-Routine beim Tragen eines HME eine signifikante Verbesserung der pulmonalen Gesundheit bewirken kann.
Geruch entsteht, wenn Geruchsmoleküle an das Riechepithel abgegeben werden. Dabei unterscheidet man zwei Arten des Riechens:
Dieser Prozess beschreibt das Einatmen von Gerüchen durch die Nase, wobei Duftstoffe direkt über die Nasenlöcher zur Riechschleimhaut gelangen. Diese Art des Riechens ist entscheidend für die Wahrnehmung von Gerüchen in der Umgebung, beispielsweise beim Zubereiten oder Verzehren von Lebensmitteln.
Dieser Vorgang tritt auf, wenn wir essen oder trinken. Dabei werden Gerüche von der Mundhöhle über den Rachen in die Nasenhöhle transportiert. Retronasales Riechen ist besonders wichtig für die Geschmackswahrnehmung, da der Geruchssinn einen wesentlichen Einfluss auf den Geschmack hat. Ohne retronasales Riechen würde unser Geschmackserlebnis erheblich eingeschränkt sein.
Beide Riechprozesse spielen eine entscheidende Rolle in der Wahrnehmung und dem Genuss von Nahrungsmitteln sowie im täglichen Leben.
Nach einer Laryngektomie wird der Geruchssinn häufig stark beeinträchtigt, was die Lebensqualität der Patienten erheblich einschränken kann. Neben der Einschränkung der Lebensqualität, einer verminderten Lungenfunktion und Sprech- sowie Kommunikationsproblemen berichten viele Patienten von einem stark nachlassenden Geruchssinn. In den meisten Fällen entwickeln Patienten nach einer Laryngektomie eine Hyposmie (verminderter Geruchssinn) oder Anosmie (vollständiger Verlust des Geruchssinns). Die Ursache hierfür liegt darin, dass Geruchspartikel die Riechzellen in der Nase nicht mehr erreichen können. Ohne diese Stimulation kommt es häufig zu einem Verlust der Geruchswahrnehmung.
Eine mögliche Methode zur Rehabilitation des Geruchssinns ist das NAIM (Nasal Airflow Inducing Maneuver), auch als „höfliches Gähnen“ bekannt. Hierbei wird durch eine spezielle Pumpbewegung im Mund- und Rachenraum (ähnlich dem höflichen Gähnen mit geschlossenem Mund) Luft ohne externe Hilfsmittel durch die Nase eingesogen. Ziel dieser Technik ist es, den orthonasal Luftstrom durch die Nase zu fördern und den Geruchssinn wiederherzustellen, indem Duftmoleküle direkt in die Regio Olfactoria gelangen.
Aromapflege ist eine weitere Möglichkeit zur Förderung der Rehabilitation des Geruchssinns und ein ganzheitlicher Ansatz, der auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Patienten abzielt. Sie bietet zahlreiche Benefits, wie Entspannung und Stressabbau, emotionale Unterstützung, Verbesserung der Schlafqualität, Stimmungsaufhellung, Schmerzlinderung, Hautpflege und die Förderung des allgemeinen Wohlbefindens. Aromapflege kann auch die Rehabilitation unterstützen und hat durch die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten ätherischer Öle, wie Inhalation, Bäder oder Kompressen, positive Auswirkungen auf den Körper und Geist.
Je nach Öl können unterschiedliche Wirkungen erzielt werden, etwa antibakterielle, antifungale und antivirale Eigenschaften, entzündungshemmende und immunstärkende Effekte, sowie desinfizierende und schleimlösende Wirkungen. Auch die positive Wirkung auf Psyche und Nervensystem ist ein bedeutender Vorteil.
Der Einsatz von Aromapflege sollte jedoch stets im Rahmen eines interdisziplinären Teams abgestimmt werden, da die Reaktionen von Patient zu Patient variieren können. Besonders bei Laryngektomierten ist Vorsicht geboten, da es schnell zu Reizungen kommen kann.
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Referenzen
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Hilgers, Frans & Dam, F & Keyzers, S & Koster, M & As, Corina & Muller, M. (2000). Rehabilitation of olfaction after laryngectomy by means of a nasal airflow-inducing maneuver: The 'polite yawning' technique. Archives of otolaryngology--head & neck surgery. 126. 726-32.
Müller, Christian & Renner, Bertold. (2021). Riechstörungen evidenzbasiert diagnostizieren und behandeln. Der unterschätzte Sinn – neue Erkenntnisse belegen die Bedeutung und Leistungsfähigkeit des menschlichen Geruchssinns.Diagnosis and Therapy of Olfactory Dysfunction – State of the ArtThe neglected sense-new evidence highlights the significance of the human sense of smell. Wiener Medizinische Wochenschrift. 172. 10.1007/s10354-021-00895-x.
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